Der Konkurs der Firma Kaiser
Der Konkurs der Firma Kaiser im Juli 1974
Die Meldung vom Vergleichsantrag der Firma Kaiser-Uhren im Juli 1974 kam für die Öffentlichkeit und vermutlich auch für die Mitarbeiter von Kaiser-Uhren völlig überraschend. (( SAVS 1.16-1998.SK 11.7.1974. Gestern Vergleichsantrag gestellt- Hilft die Hausbank aus den Zahlungsschwierigkeiten- Belegschaft bangt um Arbeitsplätze. Schwabo v. 10.7.1974)) Der Südkurier schrieb am 6. Juli 1974 unter der Überschrift: „650 Belegschaftsmitglieder bangen um ihre Arbeitsplätze“. „Das Unternehmen ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten und sieht trotz eines Auftragsbestandes zwischen acht und neun Millionen DM, der die Vollbeschäftigung für die nächsten drei Monate sichern würde, einer ungewissen Zukunft entgegen. Im Anschluß an eine kurzfristig einberufene Betriebsversammlung hat der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Herbert Zimmermann den schweren Gang zum Villinger Amtsgericht angetreten und den Vergleichsantrag gestellt. Alle Hoffnungen ruhen jetzt auf den Kreditverhandlungen mit der Hausbank, die dem Unternehmen eine faire Behandlung zugesichert hat… Erst in einer weiteren Betriebsversammlung, die voraussichtlich am kommenden Mittwoch stattfinden wird, können die Betriebsangehörigen eine schlüssige Antwort nach der Zukunft des 122 Jahre bestehenden Familienbetriebs erhalten. .. Das Eigenkapital der Gesellschafter ist, so Dr. Zimmermann, längst durch die Verluste aufgebraucht. Auch der Versuch, durch das ‚Versilbern anderer Werte‘ (Dr. Zimmermann) das Loch zu stopfen, hat nicht zum Ziel geführt. Bereits 1972, so wurde jetzt bekannt, waren Kaiser-Uhren in die Verlustzone geraten…Die innerbetriebliche Koordination, rationellere Produktionsmethoden und eine zentrale Geschäftsführung für alle vier Betriebe – Uhrenfabrik J.Kaiser, GmbH Villingen, Uhrenwerk Schwarzwald GmbH Villingen, Badische Uhrenwerke GmbH (BADUF) Furtwangen und Gebrüder Kaiser Uhren- und Apparatebau OHG Kenzingen – sollte den Umschwung bringen. Zwar stieg der Umsatz, aber die Expansion musste mit Fremdkapital erkauft werden. Eines Tages drehten die Banken den Geldhahn zu. Es war zu riskant geworden, ein Unternehmen mit weiteren Krediten zu stützen, dessen ‚Eigenkapitaldecke zusammengebrochen war… Die Höhe der Außenstände lässt ihn (Dr. Zimmermann) hoffen, dass die Lohn- und Gehaltsansprüche der Belegschaft ‚mit hoher Wahrscheinlichkeit‘ gesichert werden können. Kaiser-Uhren zahlt nach Angaben von Dr. Zimmermann monatlich rund eine Million DM Löhne und Gehälter. Hinzu käme jetzt kurz vor Beginn der Betriebsferien noch das Urlaubsgeld.“ Dr. Zimmermann versicherte, die Firma hätte Aufträge, sie könne produzieren und liefern, aber sie bräuchte dafür Kapital, um die Löhne und die Lieferanten zu bezahlen .Vom Vergleich betroffen sind Kaiser-Uhren und das Werk in Kenzingen. (( SAVS 1.16-1998. SK 6.7.1974 Uhrenfabrik Kaiser GmbH hofft auf Rettung. Das Amtsgericht Villingen wies den Vergleichsantrag zurück „Das Gericht fordert genauere Unterlagen über den Finanzstatus, über die vorgeschlagene Vergleichsquote und deren Sicherung. SK 6.7.1974 Kaiser-Uhren in Zahlungsschwierigkeiten. Das Werk in Kenzingen, „ ein eng mit dem Villinger Stammhaus verflochtener Montagebetrieb mit seinen 120 Betriebsangehörigen (ist) unmittelbar mitbedroht, wenn ein Konkurs nicht abgewendet werden kann.“))
Das fehlende Geld konnte nicht beschafft werden
Da das Geld nicht beschafft werden konnte, musste Kaiser-Uhren, um weitere Substanzverluste zu vermeiden, Konkurs anmelden. Ein vom Betriebsrat und der IG Metall ausgearbeiteter Sozialplan sah Abfindungen zwischen 500 und 9000 Mark für die Mitarbeiter vor. Das Junigehalt sollte ausgezahlt werden. An eine Auszahlung des Urlaubsgelds für die Mitarbeiter war nicht zu denken. Ein durch das Gericht eingesetzter Konkursverwalter sollte dann entscheiden, ob bei Kaiser-Uhren weitergearbeitet werden könne. Die nötigen Informationen würden die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung erhalten.
Die Zusammenhänge und Hintergründe des Kaiser-Konkurses füllten die Blätter der Region. Durch Verluste in den Geschäftsjahren 1969 bis 1972 sei das Stammkapital von 4,5 Millionen DM fast aufgebraucht. Die von der Geschäftsleitung begonnene Sortimentsbereinigung 1973 habe nichts mehr gebracht. Für das Umsatzwachstum von 19 Millionen DM 1969 auf 26 Millionen zum 30. Juni 1974 hätten leider nicht genug eigene finanzielle Mittel zur Verfügung gestanden. Kaiser-Uhren machte keine Gewinne, weshalb die Banken kein Geld mehr zur Verfügung stellten. (( SAVS 1.16-1998. Schwabo 9.7.1974 Konkurs bei Kaiser-Uhren. Kein Vergleich/ Junilohn wird gezahlt/ kein Urlaubsgeld. „Am Kapital der Uhrenfabrik Villingen sind die beiden anderen Geschäftsführer Oskar und Rudolf Kaiser und die Erbengemeinschaft Franz Kaiser mit je einem Drittel beteiligt.“ Südwest-Presse (SWP) 9.7.1974 Uhren-Kaiser stellt Konkursantrag „Die Firmenleitung hat den vom Betriebsrat ausgearbeiteten Sozialplan übernommen, der für die 720 Beschäftigten im Werk Villingen und im Zweigwerk Kenzingen bei Freiburg Abfindungssummen in Höhe von 500 bis 9000 DM, je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit, vorsieht. Die Löhne für den Monat Juni sind gesichert.“ Die Firma. sei ein Opfer der Konjunkturlage trotz Auftragsbeständen von fast neun Millionen Mark. Stuttgarter Zeitung 6.7.1974. Uhrenfabrik Kaiser im Vergleich. Sanierungskurs führte nicht schnell genug in die Gewinnzone. (Kaiser stellt überwiegend mechanische Wecker her.) )) „Weder die Deutsche Bank noch die Bank für Gemeinwirtschaft noch private Finanziers waren zu einer Kapitalhilfe bereit.“ Dr. Zimmermann bestätigte, „die Auszahlung der Juni-Löhne und Gehälter“ sei „durch die Übernahme einer Ausfallbürgschaft der mit ihrem Privatvermögen haftenden Gesellschafter Oskar und Rudolf Kaiser gesichert. Den Außenständen in Höhe von 3,5 Millionen DM (stünden) … Lieferantenforderungen von rund 4 Millionen DM gegenüber.“ (( Als einer der größten Abnehmerinnen von Kaiser-Batteriewerken muß die BADUF jetzt zur Kurzarbeit übergehen)) Dr. Herbert Zimmermann gab jetzt unumwunden zu: „ daß der im Oktober 1972 unternommene Versuch, eine auf Koordination und Rationalisierung abzielende Neuorganisation der Firmengruppe unter der Regie einer zentralen Geschäftsführung Kaiser-Uhren aus den ‚roten Zahlen‘ zu bringen, zu spät gekommen (sei)… Trotz expansiver Produktion und steigenden Umsätzen konnten durch eine straffere Führung ‚die Versäumnisse einer falsch gesteuerten Geschäftspolitik früherer Jahre (Dr. Zimmermann) nicht mehr ungeschehen gemacht werden. Kaiser-Uhren hätte nach einem kapitalkräftigen Partner schon vor Jahren suchen müssen.“ (( SAVS 1.16-1998. SK v. 9.7.1974 Keine Rettung für Kaiser-Uhren: Konkurs angemeldet.))
Am 8. Juli 1974 erhielten die 631 Mitarbeiter die fristlose Kündigung. Zwei Tage später, am 10. Juli 1974 wurde das Konkursverfahren eröffnet, die fristlosen Kündigungen wieder zurückgenommen und durch fristgerechte ersetzt. Rund 150 Mitarbeiter konnten durch den am 10.7. eingesetzten Konkursverwalter weiterbeschäftigt werden. (( SAVS 4.9 / 1114 Kaiser/ 11.12.1980 ohne Autor: So Lief der Kaiser-Konkurs ab. Nach 7 Jahren: Akte geschlossen.“ an jedem Tag werden an die 2500 Uhren hergestellt. Durch diese Maßnahme können rund 2,1 Millionen Mark erwirtschaftet werden, die der Konkursmasse zugeführt werden. … Schließlich erwarb die Villinger Baufirma Seemann das Gelände für vier Millionen Mark. In das Gebäude wird nach einem grundlegenden Umbau im nächsten Jahr das Finanzamt einziehen.“)) Die Chancen der gekündigten Arbeitnehmer bewertete Arbeitsamtsdirektor Horst Billing unterschiedlich. Facharbeiter, spezialisierte Führungskräfte und Akademiker seien weniger schwierig auf neuen Arbeitsplätzen unterzubringen. Problem seien ungelernte, angelernte und ältere Arbeitnehmer. (( SK 9.7.1974))
1970 bis 1972 Verluste in Millionenhöhe
Am 9. Juli 1974 protestierten nachmittags 2000 Menschen „diszipliniert“ 45 Minuten lang „mit schwarzen Fahnen und vielen Transparenten“ auf dem Benediktinerplatz gegen den Verlust von Arbeitsplätzen durch den Konkurs bei der Firma Kaiser-Uhren und übten Kritik an der Geschäftsführung. Auf den Spruchbändern war zu lesen: ‚Firmenvermögen wurde verschleudert‘- ‚Kaiser hat Bankrott gemacht, doch an die Mitarbeiter hat er nicht gedacht‘- ‚Die Banken haben abkassiert, die Arbeiter hat man angeschmiert. ‘ – ‚Wo bleibt unser Urlaubsgeld? ‘ –‚Die Arbeiter sind die Betrogenen. ‘ ((SAVS 1.16-1998. Schwabo 10. 7. 1974. Gestern Nachmittag auf dem Benediktinerplatz: 2000 protestierten gegen verlorene Arbeitsplätze))
In einer ersten Gläubiger-Versammlung am 13.8.1974 um 9 Uhr im Theater am Ring erfuhren die anwesenden Gläubiger von Kaiser Uhren GmbH Villingen (( SAVS 1.16-1998. SK 11.7.1974. Mit der Lohntüte kam der blaue Brief. Allen Betriebsangehörigen gekündigt – Konkursverwalter kommt aus Stuttgart -Gläubigerversammlung am 13. August. Am 10.7. um 11.30 wurde das Konkursverfahren eröffnet. Konkursverwalter ist Hellmuth Fischer aus Stuttgart. Alle Betriebsangehörigen erhielten am 10. Juli ihre Kündigung. Anmeldungstermin für die Konkursforderungen ist der 10.10.74. 17 Mill. Verbindlichkeiten stehen 14 Millionen Aktiva Vermögen gegenüber. 13.8. Gläubigerversammlung im Theater am Ring. 8.11. Prüfung der Forderungen im Amtsgericht. Junilöhne werden ausgezahlt. Urlaubsgeld muß angemeldet werden.)) , dass die Firma in den Jahren 1970 bis 1972 Verluste in Millionenhöhe gemacht hatte. Einem Vermögen von 8 Millionen DM standen Schulden in Höhe von über 14 Millionen DM gegenüber. Als Ursachen des Konkurses sahen das Amtsgericht und der gerade ernannte Konkursverwalter Prof. Helmuth Fischer aus Stuttgart ein zu reichhaltiges Sortiment, eine zu große Produktleistung, fehlende Eigenmittel und fehlende Kooperationen, Probleme zwischen den Gesellschaftern und dem Geschäftsführer (( Dr. Zimmermann)) , hohe Fremdzinsen, Ankauf eines unrentablen Patentes für Batteriewerke, Währungsschwankungen und Billigkonkurrenz aus Honkong und Japan. (( SAVS 4.9- 1114 Kaiseruhren. Vorlage zur Gläubiger-Versammlung v. 13.8.1974.))
Der volkseigene DDR-Uhrenbetrieb Ruhla kaufte für eine halbe Million Mark aus der Konkursmasse die Produktionsanlagen für Wecker
Der Konkursverwalter versuchte in der Folgezeit die vorhandenen Werte der Firma Kaiser-Uhren meistbietend zu verkaufen. Im August 1975 wurde bekannt, dass der amerikanische Konzern General Time sich für Kaiser-Uhren interessierte. Leider scheiterten diese Verhandlungen. (( SAVS 1.16-1998. SK 8.1.1975 Amerikanischer Konzern interessiert sich für Kaiser-Uhren. Schwabo 8.1.1975 Kauft der Onkel aus Amerika Kaiser-Uhren. BZ v. 15.5.1975 Muß Kaiser-Uhren nach und nach verkauft werden? Der Interessent war General Time, die drittgrößte Uhrenfabrik Amerikas nach Timex und Bulova. Die Verhandlungen seien offensichtlich gescheitert.)) Auf ziemliches Unverständnis stieß in Villingen im Oktober 1975 die Meldung, dass der „ volkseigene DDR-Uhrenbetrieb Ruhla … für eine halbe Million Mark aus der Konkursmasse der Uhrenfabrik Kaiser in Villingen-Schwenningen die Produktionsanlagen für Wecker“ erstanden hatte.
„Wie ein Sprecher des Konkursverwalters … mitteilte, konnte sich der DDR-Betrieb gegen das Angebot einer Villinger Uhrenfabrik durchsetzen, … weil die DDR mehr Geld geboten habe und das gesamte Werkzeugpaket übernommen hat. Der Konkursverwalter hatte die Produktionsanlage für Wecker sowie die dazugehörenden Modelle international zum Verkauf ausgeschrieben. Damit ist der DDR-Betrieb auch im Besitz des technischen Know-how für einen kleinen Doppel-Glockenwecker, der gut im Geschäft gelegen haben soll. Vom Verband der deutschen Uhrenindustrie wurde am Mittwoch erklärt, dass das Geschäft mit der DDR rechtlich in Ordnung gehe. Aus der Schwarzwälder Uhrenindustrie war jedoch die Befürchtung zu hören, dass die DDR jetzt noch mehr als bisher auf den deutschen Uhrenmarkt dringe.“ (( SAVS 4.9- 1114 Ohne Angaben, vermutlich Oktober 1974. DDR kauft Produktionsanlage aus der Kaiser-Konkursmasse. SWP 29.10.1975 DDR war schneller „Allein im vergangenen Jahr steigerte Ruhla-Uhren seine Einfuhr in die Bundesrepublik um 52 Prozent.“)) „Unter den Tisch gefallen war das Angebot der Villinger Uhrenfirma Fichter KG ((Auch die Uhrenfabrik Fichter KG mußte bereits 1976 Konkurs anmelden.)) , die aus der Konkursmasse die Spezialwerke zur Herstellung des Doppelglocken-Weckers für 10000 Mark erwerben wollte. Die Firmeninhaberin: ‚Die Nachfrage nach solchen Weckern war wegen des Ausfallens einer ähnlichen Weckerproduktion bei Kaiser und Blessing infolge von Konkursverfahren sprunghaft angestiegen. ‘ Die Uhrenfirma sah deshalb in der neuen Wecker-Produktion eine Chance, ihre 214 Arbeitsplätze langfristig zu sichern… Inhaberin Sigrid Ginter: ‚Da frage ich mich wirklich, wozu wir einen Verband haben. Wo doch jeder weiß, dass die DDR zu Dumping-Preisen die Wecker über die großen Kaufhauskonzerne wieder in der Bundesrepublik absetzt. ‘ … Sigrid Ginter: ‚Erst bei den neuesten Verhandlungen mit Quelle wurde wieder hart um die Preise gerungen. Mit dem Doppelglockenwecker wären wir bei Quelle ((Versandhaus Quelle)) groß ins Geschäft gekommen. Jetzt macht es die DDR… Die DDR … hat … letztes Jahr 805000 fertige Kleinuhren und 872000 Werke in die Bundesrepublik geliefert. Die Einfuhr von Ruhla-Erzeugnissen ist damit gegenüber 1973 um 52 Prozent gestiegen.“ (( SAVS 4.9-1114. SWP 29.10.1975 Dieter Frauenheim: Keiner bot so viel wie VEB Ruhla und prompt war Verkaufsrenner weg. Wecker-Modell wird künftig in der DDR produziert – Schwarzwälder Uhrenfirma hatte mit 10 000-Mark-Angebot gegen Halbe-Million-Offerte das Nachsehen „Die DDR hatte für das gesamte Kaiser-Paket eine halbe Million Mark angeboten und lag damit einsam an der Spitze.“ (gleicher Artikel am 30.10.1975 in den Stuttgarter Nachrichten).)) Im April 1976 verkaufte der Konkursverwalter Prof. Dr. Hellmuth Fischer den größten Teil des Kaiser-Maschinenparks nach Ghana. (( SAVS 4.9-1114. SWP 27.4.1976 Interessent für Werksgelände von Kaiser-Uhren und Mauthe. „Der Konkursverwalter von Kaiser-Uhren, Professor Hellmuth Fischer verkaufte den größten Teil des Kaiser-Maschinenparks nach Ghana. Dort soll unter dem Namen‚ Kaiser-Uhren made in Ghana‘ der renommierte Name der Schwarzwälder Uhrenfirma, … die Produktion wieder aufgenommen werden…. Für die Gläubiger von Kaiser-Uhren sagte der Konkursverwalter… bei noch bestehenden Verbindlichkeiten von elf Millionen DM eine Quote von 50 Prozent voraus.“))
Erst Mitte 1980 erhielten die Kaiser-Mitarbeiter den Rest ihrer noch ausstehenden Forderungen
1978 warteten die ehemaligen Kaiser-Mitarbeiter immer noch auf Ihre ausstehenden Forderungen. Viele der „damaligen 753 Werksangehörigen (( Diese Zahl bezieht sich vermutlich auf die beiden Villinger Betriebe der Kaisergruppe.)) “ fühlten sich alleingelassen mit ihrem Schicksal. „Viele Ehepaare wurden brotlos. Arbeiter und Angestellte haben in der Mehrzahl 40 und sogar 50 Jahre treu gedient und somit auch zum größten Teil bei Kaiser-Uhren (Geld) eingebüßt. … Nach drei Jahren bekamen die Arbeitnehmer 25 Prozent von der anerkannten Summe und zwar erst im Oktober vorigen Jahres.“ (( SAVS 4.9-1114. Schwabo 18.3.1978 Leserbrief Albert Glunz: Um Kaiser-Konkurs ist es still geworden. „Als Gläubiger und Arbeitnehmer mit 37 Jahren Zugehörigkeit und zwei Jahre Angestellter beim Konkursverwalter in der Abwicklung tätig, muss ich heute sagen: Wäre nur die ganze Fabrik damals an die DDR gegangen, dann hätten die Leute wahrscheinlich mehr Geld aus der Konkursmasse bekommen, wie das heute leider der Fall ist…. Und jeden Monat wird das noch jetzt bestehende Vermögen von dem Konkursverwalter und seinem kleinen Mitarbeiterstab monatlich reduziert… Diese Veröffentlichung schreibe ich im Namen vieler Arbeitskollegen, die mich immer wieder fragen, warum sie denn kein Geld bekommen. Damit sind leider auch die alten verdienten Rentner gemeint.“))
Erst Mitte 1980 erhielten die Kaiser-Mitarbeiter den Rest ihrer noch ausstehenden Forderungen. Durch die Wartezeit hätten sich diese inflationär bedingt um 25 Prozent verringert, rechnete ein Betroffener aus. Aber die Wartezeit hatte sich „aus einem anderen Grund gelohnt: Seit das Bundesarbeitsgericht am 13. Dezember 1979 Forderungen aus dem Sozialplan als erstrangig eingestuft hat, brauchen sie wenigstens nicht mehr um den vollen Betrag bangen. Professor Fischer rechnet damit, dass alle nach dem Konkurs entstandenen Kosten, alle Schulden und der Sozialplan zu hundert Prozent ausbezahlt werden und nur die nachrangigen Forderungen der Klasse 6 sich mit rund 25 Prozent begnügen müssen.“ (( SAVS 4.9-1114. SWP 25.2.1980 Mitte 1980 Ende des Kaiser-Konkurses? Sozialplan-Berechtigte haben jetzt 75 Prozent bekommen./ 100 Prozent sind sicher. „Mit einer Wartezeit von sechs Jahren haben dann die Kaiser-Mitarbeiter ohnehin lange genug auf ihr Geld warten müssen. ‚Von den ausgehandelten Summen haben wir ohnehin 25 Prozent Verlust‘, hat einer von ihnen ausgerechnet, denn beispielsweise 9000 DM von 1974 sind heute eben nur noch 6750 DM wert.“))
Finanziell gelohnt hatte sich der Konkurs auf jeden Fall für den Konkursverwalter Professor Hellmuth Fischer aus Stuttgart, welcher mit 402 000 Mark vergütet wurde, zuzüglich 6,5 Prozent Mehrwertsteuer. Seine Auslagen betrugen weitere 26 000 Mark. (( SAVS 4.9-1114. Schwabo 2.12.1980 Die Höhe des Entgeltes für Konkursverwalter richtet sich nach der Vergütungsordnung für Konkursverwalter und wird vom Gericht festgesetzt.“)) Wegen der aktuellen Änderungen des Konkursrechtes, konnten Sozialpläne jetzt endlich bevorrechtigt berücksichtigt werden: Dies bedeutete, dass die „langjährigen Kaiser-Arbeiter und –Arbeiterinnen in den nächsten Tagen bis 9000 Mark“ nachträglich erhalten. (( SAVS 4.9-1114. Schwabo 2.12.1980 Konkursverwalter schlägt Kaiserkapitel zu. Restzahlungen für die 640 Mitarbeiter noch vor Weihnachten.))