Sozialgeschichte der Uhrenindustrie

Kienzle Apparate – Teil des Mannesmann-Konzerns

geschrieben am: 17.04.2017 von: Annemarie Conradt-Mach in Kategorie(n): Kienzle Apparate
Kienzle-Parkuhr

Kienzle-Parkuhr (Bild:StAVS)

Wichtige Entscheidungen fallen nicht mehr in Villingen

In den Kienzle-Blättern 1/1981 wurde die Belegschaft erstmals darüber informiert, dass der Mannesmannkonzern sich an dem Unternehmen mit 50 Prozent beteiligen wolle. Für den Betriebsratsvorsitzenden Tonhausen kam diese Meldung zwar überraschend ((  StAVS Ordner: IGM-Verwaltungsstelle Kienzle-Apparate, BZ vom 19.2.1981, Er sei nur einen Tag vor den Mitarbeitern als stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzender „ ins Bild gesetzt“ worden.))  , der Sachverhalt selbst sei nicht negativ. „Von allen denkbaren Alternativen erschein[e] die Zusammenarbeit mit einem großen deutschen Industriekonzern im Wege der Beteiligung durch Kapitalerhöhung als die aus Sicht der Belegschaft günstigste, vergrößer[e] sie doch die Basis des Unternehmens beträchtlich und führ[e] [finanzielle] Mittel in bemerkenswertem Umfang zu.“ (( a.a.O.))   Der Betriebsrat brauche aber dringend Informationen über mögliche Konsequenzen, wie mögliche Strukturveränderungen, Rationalisierungsmaßnahmen etc. Die wichtigen Entscheidungen würden schließlich ab jetzt nicht mehr in Villingen getroffen. ((a.a.O.))  „Die einen sagen: Jetzt hat es Kienzle-Apparate auch erwischt; die anderen meinen, daß man  mit Mannesmann den besseren Partner gewählt habe als Saba mit dem Franzosen Thomson Brandt.“ Schuld sei, dass man im vergangenen Jahr einen Kleincomputer auf den Markt gebracht habe, den die Konkurrenz auch einsetzte. Das habe erhebliche Umsatzeinbußen gebracht,  deren „Millionenhöhe nur deswegen geschätzt werden kann, weil man in den vergangenen Monaten bei Kienzle Apparate auf ‚Durchzug‘ [geschaltet habe], wenn die Rede auf Schwierigkeiten kam.“ Es habe ganz offensichtlich große Probleme gegeben, das Geld habe gefehlt, wie in vielen anderen Fällen auch. Das Unternehmen habe eben die Notbremse ziehen müssen. (( A.a.O. SWP v. 18.2.1981 Die Notbremse))

Die Veränderungen bei Kienzle-Apparate betrafen in Villingen 4 800 Beschäftigte. Über 50 Prozent des Jahresumsatzes wurde mit dem Datengeschäft erzielt. Im Apparatebereich würden Fahrtenschreiber und Taxameter den Umsatz bringen. (( A.a.O. SWP v. 18.2.1981 Mannesmann kauft sich bei Kienzle ein. -. Parkuhren wurden trotz hohem Marktanteil nur ein Prozent am Gesamtumsatz ausmachen.))  Das Bundeskartellamts befürchtete, „daß die marktbeherrschende Stellung Kienzles bei den sog.‚ mechanischen Fahrtenschreibern‘ und die Finanzkraft des Düsseldorfer Großkonzerns den Wettbewerb … beeinträchtigen könnte.“ ((StAVS Kienzle Apparate Chronik 7535 Schwabo v. 14.4.1981 „Kienzle-Ehe“ mit Mannesmann wurde vom Bundeskartellamt abgesegnet. Bedenken der Wettbewerbshüter konnten von den Unternehmen zerstreut werden. Der Betriebsrat unterstützte diese Aktion mit einem Schreiben an das Bundeskartellamt.))  stimmte der Aktion aber schließlich doch zu. Die Mannesmann AG erwarb im Zuge einer Kapitalerhöhung 50 Prozent. Das Kapital der Familie Kienzle blieb also vorerst im Unternehmen. Viele bedauerten „daß mit diesem Schritt die Zeit des reinen Familienunternehmens Kienzle zu Ende geh[e].“ ( Kienzle-Blätter 1/1981 Der Weg ist frei.))

Geschäft gut -Ertrag nicht befriedigend! 

Am 15.5 1981 schieden deshalb Margrit Furtwängler, Carl Haas und Dr. Hermann Richter als Vertreter der Anteilseigner aus dem Aufsichtsrat aus. ((StAVS Kienzle Apparate Chronik 7535 Südkurier v. 19.5.1981 Wilfried Heupel, Der Mann von Mannesmann bereits im Anmarsch. Neu berufen wurden in den Aufsichtsrat Werner Dieter (Rexroth), Dr. Joachim Funk (Mannesmann). Dr. Franz Josef Weisweiler. Weisweiler wurde auch zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt.))

Hans Erich Bornemann, geb. 1930 in Dortmund, wurde weiterer Geschäftsführer. (( Kienzle-Blätter 3 u. 4 /1981 S. 6 Dipl. Kfm. Hans-Erich Bornemann stellt sich vor. In der Betriebsversammlung vom 31.8. stellte sich der neue Geschäftsführer der Belegschaft vor. Er sei zum 1.6.1981 Geschäftsführer der Kienzle-Apparate GmbH geworden. Er sei nicht der neue Aufpasser der Mannesmann AG. Kienzle sei ein „Begriff für moderne und zukunftsorientierte Technologien und für Qualität.“ Bornemann war in der Mannesmann AG groß geworden.))

Der Einstieg von Mannesmann löste Unsicherheit aus. Der Anfang vom Ende, unkten die Zeitungen, schließlich hatte die Region schon viele einschlägige  Erfahrungen in dieser Hinsicht sammeln können, und die aktuelle Kienzle Bilanz wies einen Jahresfehlbetrag von 17,2 Mio DM aus. (( Kienzle-Blätter Einlage Jahresabschluss Geschäftsjahr 1980/81))

In den Kienzle-Blättern versuchte die Geschäftsleitung daher abzuwiegeln, Kienzle habe im Vorjahr erheblich in die Zukunft investiert. Bei dem Einstieg von Mannesmann habe die Familie Kienzle ihr Kapital im Unternehmen gelassen. Man habe die Kostensituation der Ertragssituation anpassen müssen. Wenn die Marktpreise für die Kienzle-Produkte sinken, dann müsste man eben auch die Kosten senken, „um wettbewerbsfähig zu bleiben“. Deshalb sei es auch zu Entlassungen gekommen. Ältere Mitarbeiter hätten aber durch „vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand jüngeren Betriebsangehörigen ein Verbleiben im Betrieb“ ermöglicht. ((Kienzle-Blätter 3 u. 4 / 1981 S. 4 Mit Vertrauen in das neue Jahr.))

Nachdem es Gerüchte gab, dass  das System 9055 ein Reinfall gewesen sei, es technische Fehler gegeben habe und die Kunden die Kienzle-Software als „unzureichend“ angesehen hätten ((StAVS Ordner: IGM-Verwaltungsstelle Kienzle Apparate, BZ v. 14.8.1981 Franz Dannecker u. Klaus Peter Karger, Absatzschwierigkeiten provozieren Gerüchte. Verunsicherung bei Kienzle: Stehen Entlassungen bevor. Geschäftsleitung gibt keine Klärende Stellungnahme ab.))  , meldete die Badische Zeitung am 26. August: „Kienzle-Apparate müssen 300 Mitarbeiter entlassen“. Begründung der Geschäftsleitung:  „veränderte Technologien, schwächere Absatzmärkte in der Mittleren Datentechnik sowie konjunkturelle Einflüsse“. Der zunehmende Einfluss der Mikroelektronik würde Arbeitskräfte im Unternehmen einsparen. (( StAVS Kienzle Apparate Chronik 7535, BZ v. 26.8.1981, Kienzle Apparate müssen 300 Mitarbeiter entlassen. / jetzt ist es raus: 300 Kienzle-Mitarbeiter verlieren Arbeitsplatz.))

Die seit Monaten eingeführte Kurzarbeit hätte leider nicht die gewünschten Ergebnisse gebracht.  Herbert Ackermann , Sprecher des Unternehmens, formulierte:  „Das Geschäft war gut, der Ertrag nicht  befriedigend“.

Verluste führen zu Entlassungswellen

Die Arbeitnehmervertreter fanden sich mit den Entlassungen ab, um damit die übrigen Arbeitsplätze nicht zu gefährden. ((  StAVS Kienzle Apparate Chronik 7535, BZ v. 26.8.1981, Kienzle Apparate müssen 300 Mitarbeiter entlassen. / jetzt ist es raus: 300 Kienzle-Mitarbeiter verlieren Arbeitsplatz. Vgl. dazu StAVS Ordner: IGM-Verwaltungsstelle Kienzle-Apparate, Interessenausgleich (2 Seiten von der Geschäftsführung und vom Betriebsrat unterzeichnet)  Nachteilsmilderungsregelung zwischen der Firma Kienzle Apparate GmbH VS-Villingen und dem Betriebsrat der Kienzle Betriebsstätten in Villingen-Schwenningen, Mönchweiler und Bonn. Unterzeichnet Geschäftsführung Bornemann, Betriebsrat Tonhausen.))

Der Sozialplan für die 300 Mitarbeiter sah Zahlungen vor, die sich nach der Betriebszugehörigkeit und dem Lebensalter richteten. (( A.a.O. Lebensalter minus 30 mal Faktor 0,18 mal Bruttomonatsverdienst, zusätzlich Dauer der Betriebszugehörigkeit mal Faktor 1853. Ein 45 Jahre alter Kienzle-Mitarbeiter, der 15 Jahre im Betrieb ist, bekommt nach dieser Formel knapp 40 000 DM als Abfindung.))  Sie betrafen Mitarbeiter durch alle Hierarchien, wie Sekretärinnen, Sachbearbeiter, Abteilungsleiter und auch Geschäftsführer der Tochterunternehmen, ((StAVS Kienzle Apparate Chronik 7535, Schwabo v. 27.8.1981, Bei Kienzle wird Sozialgeschichte gemacht. Nachteilsminderungsregelung mit Finessen! Seit gestern sind die Betroffenen über ihre Entlassungen informiert. Selbst Chefs bekamen ‚blaue Briefe‘.))  darunter auch langjährige Mitarbeiter. ((StAVS Chronik 7535,  BZ v. 1.9.1981 Kienzle Apparate seit Jahren erstmals wieder in roten Zahlen.))

In der Betriebsversammlung vom 31. August 1981 wurde bekannt, dass Kienzle im Geschäftsjahr 1980/81 erstmals seit 1948 Verluste eingefahren hatte, diese drastischen Einbrüche hätten sich auch im aktuellen Geschäftsjahr fortgesetzt. ((StAVS Chronik 7535, BZ v. 1.9.1981, Kienzle Apparate seit Jahren erstmals wieder in roten Zahlen. ))  Die Kienzle-Belegschaft müsse deshalb nicht um 300, sondern um 450 Mitarbeiter reduziert werden. ((A.a.O. „Wobei man zusätzlich ältere Arbeitnehmer, für die eigentlich Kündigungsschutz besteht, dazu bewegen will, durch Abfindungszahlungen ihren Arbeitsplatz freiwillig zu verlassen.“))  Jochen Kienzle warb um Zustimmung zu den Maßnahmen, die Entlassungen seien „ein Teil der Bemühungen um eine positive Gestaltung der Zukunft“. Der Betriebsratsvorsitzende stellte fest, dass Kienzle ältere Mitarbeiter – über 53 Jahre-  zum Ausscheiden über eine Abfindung bewegen wolle. So würden 450 Arbeitsplätze eingespart, 320 durch Entlassungen und 130 über Abfindungen von über 52jährigen Mitarbeitern. Dazu kämen noch die natürlichen Abgänge, weshalb man insgesamt 700 Arbeitsplätze abbauen könne. (( A.a.O. In der gleichen Betriebsversammlung vom 31.8. stellte sich der neue Geschäftsführer Bornemann der Belegschaft vor. Er sei zum 1.6.1981 Geschäftsführer der Kienzle-Apparate GmbH geworden. Er sei nicht der neue Aufpasser der Mannesmann AG. Kienzle sei ein „Begriff für moderne und zukunftsorientierte Technologien und für Qualität.“ Er wolle die Zukunft von Kienzle aktiv mitgestalten. Kritische Fragen stellte ein Gewerkschaftsvertreter, ob bei einer klügeren Geschäftspolitik, die Entlassungen nicht vermeidbar gewesen wären. Hinweise durch die IG Metall habe es jedenfalls gegeben.  Die Chancen auf einen neuen Arbeitsplatz stehen  für die Entlassenen aktuell jedenfalls gleich 0.  Siehe auch: Südkurier v. 29.110.1981 Wilfried Heupel, Selbstbewußt dank Mannesmann. Bereits am 3.9.1981 dementierte die Geschäftsleitung die Pressemeldungen aus der badischen Zeitung zur Betriebsversammlung vom 1.9. Von einem Abbau von 700 Arbeitsplätzen könne keine Rede sei. In den einschlägigen Pressedarstellungen habe der Zusammenhang gefehlt. Mannesmann wollte sich dann doch nicht als weiterer Arbeitsplatzvernichter in Villingen-Schwenningen einführen. „Wenn Kienzle einerseits Mitarbeiter entlasse und andererseits von Expansionsplänen unter dem Patronat des 50prozentigen Anteilseigners Mannesmann rede, so sei dies nur vordergründig gegensätzlich.“ Demnächst soll eine Anzeigenkampagne mit Stellenangeboten für Elektronik-Ingenieure und Mikroprozessor-Programmierer folgen und die neuen Ziele des Villinger Unternehmens aufzeigen.))

Die Entlassungen bei Kienzle Apparate  löste erstmals die Diskussion nach Arbeitszeitverkürzungen aus. Am 25. August 1981 kam es zu einer Entschließung der IGM-Vertrauensleute der Firma Kienzle-Apparate. Nachdem nur die Kapitaleigner Verfügungsgewalt über die Produktionsanlagen hätten, müsse sich der Betriebsrat leider mit den von der Geschäftsleitung beabsichtigten Massenentlassungen abfinden, um „die restlichen Arbeitsplätze zu sichern.“  Die Unterzeichner forderten, dass mit der fortschreitenden Produktivität die Arbeit anders verteilt werden müsse, unter Ausnutzung aller tariflichen und gesetzlichen Möglichkeiten. Dies könne durch längere Schulzeiten und ein früheres Rentenalter erreicht werden. Es seien alle gesellschaftlichen Kräfte gefordert, ganz besonders aber die IG Metall. (( StAVS Ordner: IGM-Verwaltungsstelle Kienzle Apparate Entschließung der Vertrauensleute der Firma Kienzle Apparate GmbH v. 25.8.1981 Die Vertrauenskörperleitung Peter Ruf.))

Trotz weiter steigender Verluste wollte Kienzle Apparate auf der Hannover-Messe 1982  40 neue Computerprodukte vorstellen. Man hoffte, schon in den nächsten beiden Jahren mit dem Projekt 9000 aus der Verlustzone herauszukommen. Das Kapital von Mannesmann könne helfen, den Innovationsstau bei Kienzle zu beseitigen. (( StAVS Chronik 7535, Schwabo v. 28.1.1982, Trotz steigender Verlustraten: Kienzle setzt auf seine neue Computerfamilie. / BZ v. 28.1.1982 Kienzle-Apparate: Ein Jahr  noch Verlust, dann wieder mit Gewinn.))

„Mannesmann schluckt Kienzle. Der Konzern übernimmt auch die zweite Anteilshälfte.“

Am 26. Februar 1982 meldeten die Zeitungen: „Mannesmann schluckt Kienzle. Der Konzern übernimmt auch die zweite Anteilshälfte.“ ((StAVS Chronik 7535,  BZ 26.2.1982))

Die Verluste müssten je zur Hälfte von den beiden Gesellschaftern übernommen werden. Deshalb habe die Familie Kienzle ihren 50-Prozent-Anteil an Mannesmann verkauft. Für die erste Hälfte musste Mannesmann noch 100 Millionen DM bezahlen, die zweite gab es jetzt zum halben Preis. Insgesamt schienen die meisten erleichtert, besonders auch die Stadtverwaltung, dass mit Mannesmann ein „starker wirtschaftlicher Partner“ gefunden worden sei. (( StAVS Chronik 7535,  Südkurier v. 27.2.1982 „Wir können als Stadt nur froh sein“. Siehe auch: StAVS Chronik 7535,  Schwabo v. 24.3.1982 Jetzt kommt es bei Kienzle darauf an: neue Computergeneration soll das Unternehmen wieder flott machen. Gegenüber dem Schwarzwälder Boten stellte der Geschäftsführer Hans-Erich Bornemann fest, die schlechten Ergebnisse des Unternehmens seien durch das endgültige Auslaufen der Mechanik und den vollen Übergang zur Elektronik, durch die schlechte Konjunktur und die hohen Investitionskosten für Neuentwicklungen zustande gekommen. „Kienzle wird in den nächsten ein bis zwei Jahren mehr investieren als verdienen“. Mannesmann und Kienzle hätten diese Entscheidung, so Bornemann‘ gemeinsam getroffen, um so das Unternehmen und seine Arbeitsplätze langfristig zu sichern.))

Zur Hannover-Messe schien die Lage besser. Geschäftsführer Bornemann erklärte vor Pressevertretern der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg: „Die hohen Erwartungen, mit denen wir nach Hannover gegangen sind, wurden noch übertroffen. Mit dem neuen „Multifunktionssystem Kienzle 90002 habe man eine Basis geschaffen, „auf der die Firma mutig weiter aufbauen könne.“ (( StAVS Chronik 7353,  Schwabo v. 29.4.1982. Der Mannesmann-Konzern hatte in Hannover richtig geklotzt mit einem nahezu doppelt so großen (2100 qm) Messestand als im Vorjahr. Viel Politprominenz erschien am Messestand: Bundesforschungsminister Dr. Andreas v. Bülow, der baden-württembergische Wirtschaftsminister Rudolf Eberle, der Bundestagsabgeordnete Dr. Hans-Jörg Häfele, der Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen Dr. Gerhard Gebauer sowie der komplette Vorstand der Mannesmann AG.))

In der Betriebsversammlung vom 28. Mai 1982 wurde der Geschäftsführer Jochen Kienzle verabschiedet und Francesco Tato als neuer Vorsitzender der Geschäftsführung eingeführt.

Der Mannesmannchef  Dr. Franz Josef Weisweiler würdigte die 25jährige erfolgreiche Tätigkeit von Jochen Kienzle, der auf eigenen Wunsch ausscheiden wolle und nun dem Aufsichtsrat der Gesellschaft angehöre. Kienzle Apparate habe sich nach dem Krieg zum bedeutendsten Industriebetrieb und zum größten Arbeitgeber der Region entwickelt. Probleme für das Unternehmen seien dadurch gekommen, dass in immer kürzer werdenden Innovationszyklen neue Produkte entwickelt  und dafür immer höhere Entwicklungskosten bereitgestellt werden mussten. Es sei verantwortungsvoll gewesen, in dieser Situation sich einen finanzstarken Partner zur suchen.

Der Betriebsratsvorsitzende Norbert Tonhausen dankte  Jochen Kienzle „ für seine Loyalität gegenüber Unternehmen und Belegschaft, die bei ihm vor allem anderen kam – weit vor der eigenen Person, auch vor den Vermögensinteressen der Familie.“ Dem neuen Geschäftsführer Tato  legte Tonhausen  ans Herz, dass er Verantwortung für die im In- und Ausland über 9000 Beschäftigten bei Kienzle übernommen habe, „Verantwortung bis weit in die private Existenz dieser Mitarbeiter und ihrer Familien hinein.“

Jochen Kienzle betonte in seiner Antwort, die „menschlichen“ Beziehungen hätten eine wichtige Basis für das Funktionieren des Unternehmens dargestellt. Diese Bemühungen müssten weiter fortgesetzt werden. Das Unternehmen müsste sich weiter wandeln. „Wir dürfen dabei aber nicht kritiklos vorgehen. Wie schnell sind Bande zerrissen, wie schwer sind sie wieder zu knüpfen. Auch im Bewahren des Bewährten liegt eine große Chance für die Zukunft.“ ((Kienzle-Blätter 1 u.2/ 1982, S. 8/ 9))

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